Die Anzahl der Kletterer nimmt zu, die Zahl der Unfälle auch. Es gibt aber einfache Mittel, um Fehlern beim Anseilen und Unfällen vorzubeugen. Wir sagen Ihnen, worauf Sie beim Einbinden achten sollten.

Ein  Bergführer-Ausbilder starb in einer Kletterhalle, weil er sich nicht korrekt eingebunden hatte.
Er war ein ausgesprochener Sicherheitsfanatiker und ihm war die Anseilproblematik sehr wohl bewusst, er hat andere immer wieder auf Gefahren hingewiesen. Mit einem sorgfältigen Partnercheck wäre der Unfall vielleicht nicht geschehen.

 

Schwerer Fehler: der Sackstich für das Toprope wurde nicht zugezogen



Es ist ein großer Vorteil, mögliche Gefahren zu kennen. Denn die lauern zwar nicht an jeder Ecke, sind aber doch vielfältig. Das geht mit dem Einbindeknoten los. Es werden zwei unterschiedliche Einbindeknoten verwendet Der Achter und der doppelte Bulin.

 

Vielzahl der Kletterer bevorzugen ganz eindeutig den doppelten Bulin. 

 

Aus zwei Gründen:

Die Gefahr, den Bulinknoten nicht zu Ende zu machen, ist deutlich geringer als beim Achterknoten. Bis zum "Umschlagen"des Knotens ist das Seil so locker am Gurt fixiert, dass es nach wenigen Klettermetern herunterfällt (wenn man sich in der Anseilschlaufe einbindet). Schlägt man den Knoten um, hält er.

- Der Bulin lasst sich auch nach starkeren Belastungen (Sturz) sehr leicht wieder öffnen. 

 

Neben dem Knoten stellt sich die Frage des Anseilpunktes.

Bevorzugt wird als Anseilpunkt ganz klar die Einbindeschlaufe (Anseilschlaufe). Gerüchte, dass der Körperschwerpunkt beim Einbinden parallel zur Anseilschlaufe günstiger positioniert sei, sind schlichtweg falsch. Weil der Zug nicht nach vorne, sondern nach oben erfolgt und damit die Belastungsrichtung annähernd dieselbe ist.

 

Die Methode, sich in die Anseilschlaufe einzubinden, hat zwei entscheidende Vorteile:

- Der so wichtige Partnercheck ist viel einfacher durchzufuhren, weil das Knotenbild viel besser zu sehen ist.

- Bei der Verwendung des doppelten Bulin fallt das Seil bei nicht fertig geknüpftem Knoten in fast allen Fällen nach wenigen Klettermetern hinunter. Der Kletterer bemerkt also in geringer Höhe, dass er kein Seil mehr hat.

             Beim Anseilen parallel zur Anseilschlaufe klemmt sich das Seil (auch ohne Einbindeknoten) so fest, dass es nicht von alleine hinunter fällt.

Neben diesen Aspekten gibt es aber noch weitere Punkte, die man beim Einbinden beachten sollte und wo Gefahren lauern. So fiel in einer Kletterhalle in München ein Mädchen beim Ablassen hinunter und verletzte sich, weil es sich in die Schlaufe des Sicherungsschlags eingehängt hatte anstatt in das Hauptauge des Knotens.

 

Der Lerneffekt aus Unfällen sollte deshalb sein:

Bei zu langem Seilende nach dem Knoten dieses nicht mit einem Knoten abbinden, sondern Knoten neu machen.

Auch beim Topropen möglichst immer direkt ins Seil einbinden und nicht mittels Karabiner einhängen, denn dann können auch alle anderen Fehler nicht passieren.

 

 

 

Wie man anhand der Skizzen – die allesamt auf realen Unfällen basieren – sehen kann, ist die Möglichkeit, Fehler zu machen, trotz der wenig komplexen Anforderung sehr groß.

Überfüllte Kletterhallen, wenig versierte Seilpartner und allerlei Ablenkungsmöglichkeiten tragen ganz erheblich dazu bei, dass „Murphy’s Law“ immer wieder zuschlägt: Jeder Fehler, der möglich ist, wird irgendwann von irgendwem gemacht.

 

Nur sollten wir aus Fehlern lernen, alte Gewohnheiten vielleicht über Bord werfen und uns eine neue Art des Einbindens angewöhnen. Und vor allem an den Partnercheck denken, denn der hätte bei konsequenter Durchführung schon viele tödliche Unfälle verhindert.

 

 

                                             

                         Sachsendorf  •  2001-2008