Im täglichen Einerlei nehmen sich nur wenige Zeit, auf Andere zu achten, den Mitmenschen mit seinen Stärken und auch Schwächen wahrzunehmen und ihm, wenn nötig, zu helfen. 

Im Gebirge scheint es anders zu sein -hier sind Gemeinsamkeit und kameradschaftliches Miteinander notwendig, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Aufeinander angewiesen zu sein, einander Sicherheit geben, sich von Anderen helfen lassen ohne "Gesichtsverlust" - beim Aufstieg auf einen Gipfel oder beim Üben in einer Steilwand oder im Klettergarten, kommt diesen Dingen plötzlich essentielle Bedeutung zu. Darüber hinaus bieten sich den Jugendlichen beim Bergsteigen, die Möglichkeiten, körperliche Leistungsfähigkeit und Durchhaltevermögen zu steigern. Das Erlernen und Anwenden von Fähigkeiten verschafft Erfolgserlebnisse, die das Selbstwertgefühl steigern und den Jugendlichen Sicherheit und Selbstvertrauen schenken.

Die Berge lassen viele Spielregeln zu.. Gerade bei Kindern. Nur soll man sich daran erinnern, wenn man mit Kindern und Jugendlichen in die Berge geht. Ich habe auch mit „Kleinen“ schöne, erlebnisreiche Touren gemacht....
Dabei gefällt mir eine Geschichte von Klaus Umbach ein. Sie stand in einem Alpenvereinsheft von 1976 :

   

 

Pappi zieht mich am Arm

Pappi ist sauer, weil er schon wieder wegen mir anhalten muß. Aber soll ich in die Hosen machen ? „Hättest am Bach nicht soviel trinken sollen“ Was hat er denn nur immer. Immer treibt er. Genau wie jeden Morgen, wenn er zur Arbeit muß und Mutti seine Brote nicht fertig hat. Aber wir haben doch den ganzen Tag Zeit und hier im Wald und auf der Alm gibt es soviel zu sehen. Erst die Frösche- und da oben war das ein Schaf ? „Du brauchst nicht schon wieder zu trinken“ Woher will Pappi das wissen und außerdem schmeckt die Milch auf der Alm viel besser, als aus der Plastiktüte. Wenn er vorbeigeht fange ich einfach an zu weinen, dann schauen die Leute zu uns rüber und ich krieg die Milch dann doch. „Bleib hier und setz dich artig hin“ Aber das ist doch langweilig. Ich geh in den Stall und schau den Kühen zu. Ach, da sind ja auch Katzen....„Lass endlich  die Viecher in Ruhe ! Du machst dich nur dreckig. „Nun komm schon- es ist noch weit und wir wollen noch vor dem Abendessen endlich wieder daheim sein“

Puh...es geht noch höher! Papa redet immer vom Gipfel, da soll es noch schöner sein. Hier am Bach ist es schöner....Dämme bauen... Aber wir müssen weiter, sagt er. „Kannst du nicht vernüftig und normal  laufen?“ Er hat gut reden. Für ihn ist es nur ein kleiner Schritt - aber mir gehen manche Zweige und Äste an die Knie und dann werde ich beim steigen unsicher. Jetzt komme ich auch schon wieder an die „Leine“, obwohl es gar nicht so steil ist. Aber es ist sicherer sagt er und Papa kann dann schneller gehen, weil er mich hinter sich herziehen kann. Ich kann bald nicht mehr - hoffentlich sind wir bald da. „Runter trag ich dich dann, sonst kommen wir ja nie im Tal an“ Oh, das ist toll auf den Schultern sitzen. Dann brauch ich nicht zu laufen und kann über Papas Kopf hinwegschauen. Nur das Tempo bestimmen und die Pausen- das kann ich dann nicht mehr. Papa läuft ziemlich schnell. Er macht Konditionstraining oder so etwas. Er will nächste Woche mit einem Freunmd zum Klettern. Mami hatte nichts dagegen, daß Papa heute mit mir unterwegs war. Schade, daß sie heute krank ist....Eigentlich freue ich mich schon auf die nächsten Bergtouren, - wenn bloß die Gipfel nicht wären, die verderben uns „Kleinen“ den ganzen Spaß. Die Berge müßten ganz platt sein, damit die Erwachsenen keine Lust kriegen, irgendwo hoch zu rennen.
Dann wär`s auch für Kinder toll.....

Ja, die Berge lassen viele Spielformen zu - für alle Menschen -

Die Berge können uns viel vermitteln, sie können uns die Angst vor dem Leben heilen.

 

      

Kaum eine andere Sportart bringt den Menschen in so engen Kontakt mit der Natur und ihrer Schönheit, aber auch ihrer Gewalt wie der Alpinismus- ein Sport, bei dem der Mensch einzig und alleine auf sich und seine Seilkameraden gestellt ist. Die Schönheit und die Wildheit der Berge und Gipfel, die Freiheit des großen Raumes, die Freuden des Kletterns, der Kampf um das Ziel, die Freude und Erschöpfung...das alles kannst du erleben und erlernen. Die Berge können uns viel geben. Sie können die Angst vor dem Leben heilen. Erlebtes im Hochgebirge auf einem Gletscher oder bei einer mühseligen Klettertouren, oder aber auch in einer Hütte können aus uns unmenschlichen Menschen wieder Menschen machen.

                                                        

In der Gebirgsluft draußen wird uns erst so richtig bewusst, in welchem Staub und Rauch wir jahrein, jahraus leben, ja leben müssen.

 

 

 

  

    


Sachsendorf  •  2001-2008